Schüler der Oberstufe des Beruflichen Gymnasiums besuchten den Demeter-Hof „Entrup 119” in Altenberge. Zusammen mit Referendarin Maria Thiemann und Kurslehrer Christof Liesegang wollten sie im Rahmen des Wirtschaftslehreunterrichts ein Beispiel für wachstumsbefreites Wirtschaften in Form der Solidarischen Landwirtschaft kennenlernen.
Solidarische Landwirtschaft bedeutet, dass die auf dem Hof arbeitenden Menschen mit den die Hofprodukte konsumierenden Menschen eine Solidargemeinschaft bilden. Mitglieder der Gemeinschaft erhalten einen Anteil an der Ernte, die der Gärtnerhof „Entrup 119“ produziert. Dabei muss dann allerdings in Kauf genommen werden, dass einerseits die Versorgung mit Lebensmitteln den natürlichen Schwankungen entlang der Jahreszeiten folgt und andererseits Ernteausfälle aufgrund von z.B. Unwettern möglich sind. Die Teilnehmenden werden dadurch mehr zu Prosument*innen – ein Begriff, der verdeutlichen soll, dass die Konsument*innen nicht nur passiv sind, sondern sehr nahe bei den Produzent*innen stehen. Dazu passt, dass die Mitglieder regelmäßig zu Hofarbeiten gebeten werden. Dies ist aber nicht verpflichtend.
Angebaut werden saisonal Gemüse und Früchte nach den strengen Demeter Richtlinien. Dazu gibt es eine Bäckerei und Käserei. Für deren Rohstoff sorgt eine ca. 100-köpfige Schafherde. Gerade die Herde begeisterte natürlich zu dieser Jahreszeit, da von Anfang Januar bis jetzt eine Menge Nachwuchs auf die Welt gekommen war und diese die Schüler sehr neugierig aufnahm. Aber so niedlich die Schafe sind, auch Fleisch gehört zum Ernteanteil. Zudem können die Mitglieder Obst selber ernten.
Die wöchentlichen Rationen werden entweder am Hof oder in wohnortnahen Depots den Mitgliedern zur Abholung bereitgestellt. Zur Finanzierung des Hofes werden monatlich Beiträge erhoben, die sich nach dem Bedarf des Hofes richten. Für den vollen Ernteanteil zahlt ein Mitglied 160 Euro, eine soziale Staffelung ist ergänzend gewollt. Insgesamt kann der Hof ca. 200 Menschen versorgen, zurzeit sind es ca. 100 Mitglieder. Der Überschuss wird in einem Hofladen und auf verschiedenen Märkten, z.B. am Freitag in Münster auf dem ökologischen Markt auf dem Domplatz verkauft und dient der weiteren Finanzierung des Hofes. Als Fazit stellten die Schüler fest, dass es sich bei dieser Form der fast direkten Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln tatsächlich um eine interessante Alternative zum wachstumsgetriebenen Wirtschaften und auch gerade zur globalen Nahrungsmittelproduktion handelt. Regionalisierung sei Trend, hier könne man von Lokalisierung sprechen, man gehe dann also noch weiter. Belohnt würde die Mitgliedschaft deshalb auch durch eine Versorgung, die kaum transparenter sein könne. Eine Mitgliedschaft ohne Idealismus sei allerdings nicht möglich. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Auch seien die auf dem Hof arbeitenden Menschen natürlich nicht ohne Druck, da die Mitglieder natürlich auch Ansprüche stellen würden. Als Ausdruck für wachstumsbefreites und nachhaltiges Wirtschaften sahen die Schüler die schonende Bodenbearbeitung der Ackerflächen durch Pferd und Pflug.
Fotos und Text: Christof Liesegang