Schüler*innen des Beruflichen Gymnasiums des Hans-Böckler-Berufskolleg besuchten zusammen mit den Lehrkräften Katharina Nienhaus, Laura Reiberg und Christof Liesegang vom Team „Nachhaltigkeit” den Demeter-Hof „Entrup 119“ in Altenberge. Anlass des Besuches war, ein Beispiel für alternative Wirtschaftsformen in der solidarischen Landwirtschaft kennenzulernen.


Solidarische Landwirtschaft bedeutet, dass die Menschen, die auf dem Hof arbeiten, eine Solidargemeinschaft mit denjenigen bilden, die die Hofprodukte konsumieren. Mitglieder der Gemeinschaft erhalten einen Anteil an der Ernte, die der Gärtnerhof „Entrup 119“ produziert. Dabei muss dann allerdings in Kauf genommen werden, dass einerseits die Versorgung mit Lebensmitteln den natürlichen Schwankungen entlang der Jahreszeiten folgt und andererseits Ernteausfälle aufgrund von z.B. Unwettern möglich sind. Die Anteilsberechtigten sind also eher Prosumenten als Konsumenten – ein Begriff, der verdeutlichen soll, dass sie nicht passiv sind, sondern eng mit den Produzenten verbunden sind.
Dazu passt, dass die Mitglieder regelmäßig zu Hofarbeiten gebeten werden. Angebaut werden saisonal Gemüse und Früchte, bei „Entrup 119“ sogar nach den strengen Demeter Richtlinien. Dazu gibt es eine Bäckerei und Käserei. Für deren Rohstoff sorgt eine Schafherde. Gerade die Herde begeisterte zu dieser Jahreszeit, da von Anfang Januar bis jetzt eine Menge Nachwuchs auf die Welt gekommen war. Zahlreiche Lämmer im Alter von null bis drei Monaten belebten den Schafstall, schlummerten im Stroh und jagten nach den Eutern der Mutterschafe. Aber so niedlich die Schafe sind, auch Fleisch gehört zum Ernteanteil. Die wöchentlichen Rationen werden entweder am Hof oder freitags am Stand des Gärtnerhofes auf dem Ökologischen Wochenmarkt in Münster bereitgestellt.
Zur Finanzierung des Hofes werden monatlich Beiträge erhoben, die sich nach dem Bedarf des Hofes richten und einmal jährlich verhandelt werden. Bei den Anteilen ist auch eine soziale Staffelung gewollt, Vegetarier und Veganer zahlen weniger. Insgesamt versorgt der Hof mehr als 200 Menschen. Der Überschuss wird in einem Hofladen und auf verschieden Märkten verkauft und dient der weiteren Finanzierung des Hofes.
Für die Schüler*innen wurde deutlich, dass es sich bei dieser Form der fast direkten Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln tatsächlich um eine interessante Alternative zum wachstumsgetriebenen Wirtschaften und auch gerade zur globalen Nahrungsmittelproduktion handelt. Regionalisierung ist Trend, hier kann man von Lokalisierung sprechen. Eine Mitgliedschaft ohne Idealismus ist allerdings nicht möglich. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.
Text und Fotos: C. Liesegang